Moderne Väter ringen mit alten Rollenbildern – und wie Väternetzwerke sie stärken, dabei Neues zu wagen.
Väter spielen für Unternehmen zunehmend eine Rolle. 2016 fragte der Windelhersteller Pampers in seiner Werbung:
„Warum werden Windeln eigentlich immer von Frauen erklärt?“
…und meint damit auch sich selbst. Es folgte ein Werbespot, in dem Väter zeigen, auf was es beim Wickeln ankommt – unterlegt mit heroischer Opernmusik:
So wie Pampers haben viele Unternehmen entdeckt: Es gibt neben der Mutter noch einen anderen Elternteil: die Väter.
Und das Interesse an den modernen Vätern nimmt stetig zu – zumindest in der Werbung und der Aussendarstellung. Sie sind interessant als Kunden, vor allem aber auch als Fach- und Führungskräfte. Generationen Y und Z haben hier andere Vorstellungen als die Generationen vor ihnen. Arbeitgeber:innen, die glaubhaft vermitteln können, dass sie Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen, verschaffen sich Zugang zu einem erweiterten Talentpool an Fach- und Führungspersonen, nämlich allen, die gute Arbeitnehmer:innen sein wollen und dies mit einer weiteren Herzensangelegenheit vereinbaren wollen oder müssen (z. B. Väter, Mütter, alleinerziehende Elternteile, Menschen, die Angehörige pflegen u.a.). In Zeiten des Fachkräftemangels ist das eine hohe Motivation für Organisationen, ihr Image entsprechend zu polieren.
Väterfreundlichkeit zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Doch nicht immer passen Schauseite und Hinterbühne der Organisation wirklich zusammen. Das kann man auf fehlenden Willen zurückführen (oder sogar böse Absichten unterstellen). Doch das wäre zu kurz gegriffen und in den meisten Fällen auch ungerecht. Denn viele Unternehmen bemühen sich durchaus. Denn sie wissen: Die Frage ist nicht nur, wie man geeignete Leute findet und einstellt, sondern vor allem, wie man sie im Unternehmen hält und ihr Wohlbefinden, ihre Motivation, ihr Engagement und ihre Leistungsfähigkeit hochhält. Fehlender Wille ist daher unwahrscheinlich.
Eine bessere Erklärung ist die: Unsere „Rollenbilder“ von Frau und Mann sind
- weit weniger bewusst als wir denken (und trotzdem ständig präsent)
- sitzen tiefer als wir es wahrhaben wollen
Alte Rollenbilder legt man nicht ab, wie ein verschwitztes T-Shirt. Und neue Rollenbilder kann man auch nicht einfach verordnen (obwohl man sich das manchmal wünscht, gerade in Organisationen).
Hinzukommt: Das „Neu“ in Bezug auf Männlichkeit und Väterlichkeit ist gar nicht so klar wie wir denken. Denn:
- Es ist viel einfacher zu sagen, was nicht mehr passend ist, als was zukünftig geeignet sein könnte.
- So klar wie das alte Rollenbild erscheint (Allein- oder Hauptverdiener) wird das neue Vatersein definitiv nicht. Es gibt viele Möglichkeiten, Vater zu sein (vom Vollzeitvater bis zum Alleinernährer). Vatersein ist heute #vielfältig.
Väter vernetzen und den Wandel beschleunigen
Das heisst jedoch nicht, dass man nichts tun kann ausser abzuwarten. Der Wandel lässt sich beschleunigen. Und gerade Führungspersonen und Fachleute im HR haben wirksame Hebel, um aktiv anzusetzen. Im Vätercrashkurs reflektieren Väter, was für sie Vatersein bedeutet und welche Vereinbarungen sie mit Partnerin und Vorgesetzten treffen wollen. Eine schöne 5-Punkte-Liste hat der Human Resources Manager in diesem Beitrag zusammengefasst (von dort stammt auch das gelungene Beispiel mit der Pampers-Werbung)
Besonders gut gefällt mir natürlich Punkt 5. Netzwerke schaffen oder fördern. Netzwerke fördern Verantwortung und Kreativität. Sie sind partizipativ und zu einem hohen Grade selbstorganisiert. Das schont die Ressourcen der Organisation und ist um Welten wirksamer als von oben verordnete Programme „die wir jetzt auch noch umsetzen müssen“. Probiert es aus!
Wir von Väternetzwerk Schweiz vernetzen die Väter übrigens auch mit Netzwerken z. B. von und mit Müttern/Frauen oder LGBQTIA+. Denn wir finden: Netzwerken lohnt sich.
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